Die Feier der Eucharistie auf dem Weg nach Emmaus

Dritter Sonntag nach Ostern – Lesejahr A

Die Weltkirche liest an diesem Sonntag die Emmausgeschichte. Deutschland hat dieses Evangeli­um bereits am Ostermontag gelesen.

Wie so oft kann man auch über diesen Evangeliumstext verschiedene Überlegungen anstellen. Ich schlage vor, die Parallelen von Lk 24, 13-35 mit der Liturgie unserer Eucharistiefeier nach dem Rö­mischen Ritus zu bedenken.

Der Aufbau der Eucharistiefeier

  1. Eingangsritus: vom Anfangslied bis zum Eröffnungsgebet.
  2. Wortgottesdienst: von der ersten Lesung bis zu den Fürbitten.
  3. Mahlgottesdienst: von der Gabenbereitung bis zum Gebet nach der Kommunion.
  4. Schlussritus: Segen, Entlassung und Schlusslied.

Diese vier Teile der Messfeier lassen sich in dem heutigen Evangelium, das die Begegnung Jesu mit den zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus beschreibt, wiederfinden. In gewissem Sinne feiert Jesus mit ihnen eine heilige Messe.

  1. Eingangsritus – Lk 24, 13-24
  2. Wortgottesdienst – Lk 24, 25-27
  3. Mahlgottesdienst: – Lk 24, 28-31
  4. Schlussritus – Lk 24, 31-35

Im ersten Teil der Geschichte erleben wir die beiden Jünger, wie sie von Jerusalem weglaufen. Sie haben jede Hoffnung in Jesus verloren. Sie sprechen über Jesus in der Vergangenheitsform, und ihre Erzählung zeigt ihre Verwirrtheit und Enttäuschung. Sie hatten drei so erfolgversprechende Jahre in Jesus investiert  und nun hat sich alles zerschlagen. In dieser Situation völliger Hoffnungs­losigkeit schließt sich Jesus ihnen an und beginnt die Feier der Eucharistie. Er hört ihre Sorgen, er nimmt sie an, während er mit ihnen auf dem Weg ist. Jesus baut eine Beziehung zu den beiden auf und schafft eine Atmosphäre, in der er mit ihnen das Wort Gottes teilen kann.

Im zweiten Teil – der Liturgie des Wortes, fordert Jesus die beiden Männer heraus, ihre Situation neu zu sehen. Er nutzt das Wort Gottes, um ihnen nahezubringen, dass hinter den zurückliegen­den Ereignissen ihres Lebens eine tiefere Bedeutung steckt und dass ihr Leben mit Jesus keine verlorene Zeit war. „Dann erklärte er ihnen angefangen bei Moses und den Propheten die Stellen der Schrift, die sich auf ihn bezogen“ (Lk 24, 27). Wir wissen nicht, mit welcher Methode er ihnen die Schrift nahebrachte, wir wissen aber, dass ihre Herzen brannten, als sie ihm auf der Straße zu­hörten.

Nachdem eine Beziehung zu den Jüngern entstanden ist und nachdem das Wort Gottes miteinan­der geteilt wurde, ist es Zeit für die Feier des Mahles. Dies ist der dritte Teil der Eucharistischen Feier. Jesus gibt vor, weiter gehen zu wollen: Er gibt ihnen damit die Gelegenheit, über das ‘Ge­hörte-Wort’ hinaus das ‘Fleisch-gewordene-Wort’ zu wählen! Die Jünger laden ihn ein, „Bleibe bei uns, Herr.“ Und so bleibt Jesus bei ihnen. „Als er nun mit ihnen am Tisch saß, nahm er das Brot und sprach den Segen; dann brach er es und reichte es ihnen“ (Lk 24, 30). Diese Worte klingen sehr liturgisch; und vermutlich stammen sie von der Feier des Brotbrechens in den frühen christli­chen Gemeinschaften. „Da wurden ihnen ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn; er aber ent­schwand ihren Blicken“ (Lk 24, 30-31).

Nachdem sie den Auferstandenen Herrn erkannt haben, fühlen sich die Jünger voller Kraft.  Nun wollen sie nach Jerusalem zurück, um ihre Erfahrung mit denen zu teilen und denen Hoffnung zu geben, die noch darauf warten, Jesus zu begegnen. Das ist der vierte Teil der Eucharistiefeier: die Entlassung und die Sendung. „Dann erzählten sie, was sie auf dem Weg erlebt hatten und wie sie ihn beim Brotbrechen erkannt hatten“ (Lk 24, 35).

Die Bedeutung der Eucharistie im Lichte der Emmaus-Begegnung

Was ist den zwei Jüngern geschehen, als sie durch die verschiedenen Teile ihrer Feier mit Jesus gegangen sind; und was sollte uns geschehen, wenn wir die verschiedenen Teile der Heiligen Messe miterleben?

  • Teil 1 – Oh, was für ein Leben!
  • Teil 2 – Ja, das Leben hat einen Sinn.
  • Teil 3 – Ah, Er lebt!
  • Teil 4 – Ich will anderen Hoffnung geben!

1. Am Beginn der Messe sind wir vermutlich mit unseren eigenen Problemen, mit unseren Aufga­ben und Pflichten beschäftigt. Vielleicht sind wir frustriert, vielleicht entmutigt. Wir klagen, „Oh, was für ein Leben!“ Wir möchten vor unserer Verantwortung davon rennen; vor unserem Glau­ben weglaufen; vor denen flüchten, mit denen wir leben. Im Eingangsritus der Messe werden wir willkommen geheißen, es entsteht ein Gefühl, zu Hause anzukommen. Wir werden eingela­den, uns unserer Situation bewusst zu werden und werden durch den Ritus der Sündenverge­bung getröstet.

2. Beim Wortgottesdienst hören wir auf Gottes Wort. Dieser Teil der Liturgie hilft uns, im Lichte des Wortes Gottes einen Sinn in den Ereignissen unseres Lebens zu finden. Das ist der ei­gentliche Sinn der Schriftlesungen und ihrer Auslegung, einen Sinn in den Ereignissen unseres jetzigen Lebens zu finden und uns bewusst zu werden, dass alles Geschehen unter dem acht­samen liebenden Blick Gottes aufgehoben ist; so dass wir am Ende fähig werden zu sagen: „Ja, alles hat einen Sinn!“

3. Um diesen Sinn des Gottesdienstes zu vertiefen und damit er in eine Erfahrung Gottes selbst einmündet, fahren wir fort in der Liturgie und feiern Mahlgottesdienst. In der Liturgie der Eucha­ristie haben wir die Möglichkeit, Gott selbst in Christus zu erfahren. Wir erleben ihn als den Auferstandenen. „Er lebt!“ Er ist bei uns! Er hat mich nicht verlassen. Er gibt mir Hoffnung. Das ist der Kern des Empfangs der Kommunion. Wir werden gestärkt, um unser Leben in sinnvoller Weise fortzusetzen.

4. So sind wir am Schluss, nachdem wir Christus erfahren haben, wieder in der Lage, dorthin zu­rückzukehren, wo wir hergekommen sind. Es mag sich nichts in unserer Umgebung geändert haben, aber dadurch, dass wir durch Wort und Sakrament gestärkt sind, können wir Hoffnung in unsere Situation bringen. Wir werden Gesandte, Apostel – „Geht hin im Frieden Christi!“

Möge diese Eucharistiefeier und tatsächlich jede Eucharistiefeier eine Gelegenheit für uns sein, dem Auferstandenen Herrn zu begegnen! Diese Erfahrung möge die Kraft haben, uns umzuwan­deln und möge uns Kraft geben, die Welt um uns herum umzuwandeln.

Sahaya G. Selvam, SDB, Nairobi, 8. Mai 2011

Übersetzung Alfons Nowak

 

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *