Neujahr – Fest der Gottesmutter Maria

Neujahr – Fest der Gottesmutter Maria

„Der Herr segne dich“ (Num 6, 24)

Heute ist ein Tag des Segens. Durch das Neue Jahr segnet Gott uns. Er schenkt uns aufs Neue die Gelegenheit, in der Liebe zu wachsen, ihm näher zu kommen und ihn in der Person Jesu zu erfahren.

Heute ist ein Tag des Segens. Wir verehren Maria, die unter allen Frauen gesegnet wurde, als die Mutter Gottes. „Als die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren aus einer Frau…“ (Gal 4, 4).

Heute ist ein Tag des Segens. Am achten Tag nach Weihnachten denken wir an die feierliche Namensgebung Jesu. Wir verehren und preisen Jesu heiligen Namen. Wir erkennen dankbar an, dass mit dem Namen Jesu Kraft und Segen verbunden sind. In Phil 2, 9-10 schreibt Paulus: „Und darum hat Gott ihn über alle erhöht und ihm einen Namen gegeben,  der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde vor dem Namen Jesu ihre Knie beugen.“

In der heutigen ersten Lesung aus dem Buch Numeri hörten wir den Aaronitischen Segensspruch. Ich hoffe, dass der Segen, der in Gottes Wort liegt, in uns wirkt, auch wenn es uns nur vorgelesen wurde. Ich möchte im Folgenden einige Gedanken über ‘Segen und Segnen’ mit ihnen teilen.

Das Hebräische Wort ‘Berakah’ oder das Griechische Wort ‘Eulogia’ findet sich mindestens 200 mal in der Bibel und besonders im Alten Testament. Es hat mindestens drei Bedeutungen.

1. Es ist Gott , der seine Schöpfung segnet. Gott segnet die Menschen. Gott spricht zu Abraham: Ich will dich segnen und alle deine Nachkommen (Gen 12, 2). Gute Ernte, Kinder, Frieden in der Familie, Gesundheit, Glück, Weisheit, alles wird aufgefasst als Segen von Gott.

Maria ist unter allen Frauen gesegnet, weil Gott sie zur Mutter seines Sohnes erwählt hat. Ein einzigartiger Segen für einen Menschen.

Der Segen Gottes bedeutet Gnade, die er über uns durch seine vorausschauende Liebe ausgießt.

Heute an der Schwelle des Neuen Jahres bedürfen wir Gottes Segen besonders. Wir wissen nicht, was dieses Jahr für uns bereithält: in Bezug auf die Weltordnung, Leben und Tod, unsere persönlichen Wünsche und Pläne betreffend… Zu all dem können wir „Ja“ sagen, weil wir darin den Segen Gottes erkennen können.

2. Mit der zweiten Bedeutung von Segen – im Englischen bleibt es beim gleichen Wort ‘Blessing’ – ist Lob und Dank gemeint als menschliche Antwort auf die Ehrfurcht gebietende Gegenwart Gottes.

Das Buch der Psalmen ist voll davon: „Preise den Herrn, meine Seele, preise seinen heiligen Namen“ (Ps 103); „Ich will den Herr preisen in der Versammlung seiner Gemeinde“ (Ps 26, 12); „Ich will dich preisen mein Leben lang“ (Ps 63, 4). Im Buch Daniel rufen die drei Männer im Feuerofen die ganze Schöpfung auf, mit ihnen gemeinsam Gott zu preisen. (Dan 3, 51-90).

Das heutige Evangelium beschreibt die Hirten, die das göttliche Kind gesehen haben. Sie gingen nach Hause „und lobten und priesen Gott“. Sie antworteten Gott mit Lob und Preis für die Erfahrung seiner Gegenwart.

Das Gebet / der Lobpreis, den Juden vor dem Essen sprechen, beginnt mit den Worten: „Gepriesen bist du Gott für deine ganze Schöpfung; durch deine Güte empfangen wir dieses Brot…“ Das gleiche Gebet sprechen wir bei der Bereitung der Gaben während der Eucharistiefeier.

Das ist die zweite Bedeutung von Segnen, Gott zu loben und zu preisen. Es ist Ausdruck unseres Bewusstseins, Geschöpfe zu sein und dass Gott es ist, der uns erhält und für uns sorgt. Die Reaktion auf dieses Bewusstsein ist, Gott zu loben und ihm zu danken.

Am Beginn des Neuen Jahres haben wir Grund, Gott zu danken. Wir danken Gott für das vergangene Jahr, für die Möglichkeiten und Herausforderungen, die es uns geschenkt hat, für das, was gelungen ist und auch für das, was wir bedauern, für die Weisheit, die uns geschenkt wurde. Wir danken Gott für das Neue Jahr, das vor uns liegt: 365 Tage, 8.760 Stunden, 525.600 Minuten, 31.565.000 Sekunden… Möglichkeiten zu wachsen, sich zu entwickeln, Möglichkeiten zu lieben, Möglichkeiten, Gott in der Person Jesu zu begegnen.

3. Und zum Schluss die dritte Bedeutung von Segen. Sie meint, dass ein Mensch Gottes Gnade und Frieden auf jemand anderen herabruft.

Im Alten Testament spricht Gott zu Abraham: „Ich werde die segnen, die dich segnen“ (Gen 12, 3). In der Jakobs-Geschichte (Gen 27), geht Gottes Segen – zugegeben auf eine heikle Weise – durch das Wort seines Vaters Isaaks auf ihn über. Und wie wir heute in der ersten Lesung gehört haben, sind die Priester ermächtigt, die Menschen im Namen Gottes zu segnen.

Im Neuen Testament sagt Jesus uns sogar: Segnet die, die euch verfluchen (Lk 6, 28) und betet für die, die euch Gewalt antun. Mit anderen Worten, Jesus lädt uns ein, sowohl für Freunde als auch für Feinde um Segen zu bitten. Wenn wir für jemand anderen beten, wünschen wir ihm etwas. Wir wünschen ihm denselben Frieden und dieselbe  Gelassenheit, die auch wir in der Gegenwart Gottes empfinden. Und in dieser Weise segnen wir die anderen.

Am heutigen Neujahrstag wollen wir Gott um seinen Segen für alle unsere Lieben bitten. Möge der Segen Gottes auf unsere Familien herabkommen, möge er uns bei unserer Arbeit begleiten und in unserer Gemeinde anwesend sein. Möge Gott unsere Vorsätze für das Neue Jahr segnen!

„Der Herr, segne und behüte dich.

Der Herr lasse sein Antlitz über dir leuchten und sei dir gnädig.

Der Herr zeige dir sein Angesicht und schenke dir Frieden“ (Num 6, 24-26).

Sahaya G. Selvam, SDB                                                                                                    

London, 1. Januar 2012

 Übersetzung Alfons Nowak