Das Gleichnis vom Sämann – Mt 13, 1-9

Das GlDas Gleichnis vom Sämann – Mt 13, 1-9

Vor ein paar Jahren durfte ich das Heilige Land besuchen. Ich erinnere mich, wie unser Bus vom See von Galiläa hinauf auf den so genannten ‘Berg der Seligpreisungen’ fuhr und wie der Franziskaner, der uns begleitete, begann, uns das Gleichnis vom Sämann vorzulesen (Mt 13, 1-9) – unser heutiger Evangeliumstext.Dabei lud er uns ein, die umgebende Landschaft zu betrachten: Es gab felsigen Grund, man erkannte Fußwege durch dorniges Gestrüpp und es gab fruchtbares Land. Als ich dieses sah, wurde das Wort Gottes für mich lebendig! Unser Begleiter bemerkte. „Jesus hatte keine Power-Point Präsentation, um seine Lehre zu illustrieren. Er nahm, was ihm und seinen Hörern zugänglich war – die Landschaft!“

Als ich mit dieser Szene vor Augen Jesu Worte hörte, wurde mir die Paradoxie des heutigen Evangeliumstextes machtvoll bewusst. Der Sämann des Evangeliums muss doch ein wahrer Amateur von einem Landwirt gewesen sein, einer, der auf Erfolg keinen Wert legte. Welcher Bauer würde denn sein Saatgut zwischen Felsen und Steine säen (Mt 13, 4-7)? Ein guter Bauer würde den Boden von Felsen und Steinen säubern, würde die dornigen Büsche ausreißen und verbrennen und dann die Saat auf den gut vorbereiteten Boden säen. Hier, in diesem Gleichnis sät der Sämann seinen Samen gleichzeitig auf Felsen, unter Dornen, auf den Weg und auf guten Boden. Vergleiche haben ihre Grenzen. Aber wenn wir annehmen, dass der Sämann im Gleichnis Gott ist, dann wird uns die Torheit des Sämanns noch mehr verwundern. Es scheint, als ob Gott keinen Einfluss darauf nimmt, auf welchen Grund sein Wort fällt und welche Antwort es auslöst. Er lässt sein Wort und seine Gnade großzügig auch auf dornigen und felsigen Grund fallen. Gott macht es jedem möglich, seine Gnade zu empfangen. Es hängt alles davon ab, wie die Empfänger antworten werden.

Gott erwartet von mir nicht, guter Boden zu sein, damit er seine Saat aussäen kann. Er sät sein Wort aus Liebe und voller guter Erwartungen in mich aus. Darum werde ich zu gutem Boden. Auf meine Antwort kommt es an.

Meine Antwort muss nicht hundertfach sein. Ich brauche nicht immer der Beste sein. Dreißigfach, sechzigfach, ja auch hundertfach ist für ihn in Ordnung (Mt 13,8). Er lobt mich, wenn ich meinen Teil gut genug beigetragen habe. Die Arbeiter im Weinberg (Mt 20, 1-16), die zu verschiedenen Tageszeiten angeworben wurden, haben nicht gleich lange gearbeitet. Und doch war es für ihren Herrn in Ordnung. Alle wurden gleich bezahlt. Die Diener, die von ihrem Herrn verschiedene Talente erhalten hatten (Mt 25, 14-30), haben nicht den gleichen Gewinn erzielt. Und dennoch, alle die nur etwas geschaffen hatten, wurden gelobt und sogar noch reich belohnt.

Gott wünscht sich, dass ich mein Herz seinem Wort bereitwillig öffne. Und er versichert uns, dass es nicht leer zu ihm zurückkehren wird (Jes 55,11)!

Sahaya G. Selvam, sdb
Moshi, Tansania, 13. Juli 2014

Übersetzung Alfons Nowak
eichnis vom Sämann