Weine nicht Bettie, weine doch nicht!

„Weine nicht Bettie[1], weine doch nicht!“

Was soll ich dir denn sagen?

Du sagst, in deinem Leben gibt es ein Vakuum.

Du hast deinen dad nie gekannt.

Du nennst ihn so liebevoll „dad“.

Du glaubst, dass er irgendwo existiert.

Wo?

Du weißt es noch nicht!

Du glaubst dass du es erfahren wirst.

Ich bewundere dein Hoffen.

Und deine „mum“?

Du kennst sie; doch sie ist dir keine Hilfe.

Du hieltest es für besser, auf eigenen Füßen zu stehen

Als dein Leben zu ruinieren, indem du bei deiner mum bleibst.

Sie ist drogenabhängig!

Dennoch liebst du sie.

Es gibt niemanden sonst, der dir „gehört“.

Ich bewundere Deine Liebe.

Du hast deinen Schulabschluss nicht geschafft.

Mit einem Vater der verschwunden ist

und einer Mutter, die selbst jemanden braucht, der nach ihr sieht,

war es nicht leicht für dich all das zu bekommen, was einem Kind zusteht.

Der Konkurrenzkampf dort in Nairobi ist groß,

doch du schaffst es zu überleben,

glücklich zu überleben.

Ich bewundere deinen Optimismus.

Du sprichst mit soviel Zuversicht,

so viel Reife.

Ich höre, dass du wie eine reife Frau sprichst,

vielleicht wegen deiner verlorenen Kindheit,

dabei bist du erst einundzwanzig.

„Gott sorgt für mich!“ ‚predigst’ du lächelnd.

Nebenbei, es fällt mir auf du sprichst über Gott – den Vater –

mit so viel Vertraulichkeit.

Suchst du vielleicht einen Ausgleich für das Vakuum in deinem Leben?

Denn Er ist dein alleiniger Vater!

Ich bewundere dein Gottvertrauen.

Schließlich sorgt er für dich

durch die Hand voll Leute, die dir auf unterschiedliche Weise helfen:

Wenn du nicht in die Kneipe zur Arbeit gehst,

wenn du krank bist,

wenn du deine Miete zahlen musst …

Das Leben ist nicht schlecht trotz allem.

Ich bewundere dein Vertrauen.

„Wie auch immer, das Leben dort ist nicht einfach“,

erzählst du mit einem Gefühl der Resignation.

Du hast viele Versuchungen zu ein paar schnellen Dollars zu kommen.

Es gibt viele, alles versprechende Süßholzraspler!

Die Versuchung ist nicht nur zu Geld zu kommen,

sondern auch eine Vaterfigur zu finden.

Du willst nicht heiraten;

das wundert mich nicht.

Aber du hättest nichts gegen ein Baby,

gestehst du verschämt!

Nein Bettie!

Bitte setz dem Teufelskreis „Vaterlosigkeit“ ein Ende, ich bitte dich.

Gib nicht so leicht auf.

Es gibt auch gute Männer dort, glaube mir.

Wem sollen wir die Schuld geben?

Deinem Vater, der in deinem Leben nie aufgetaucht ist?

Deiner mum, die sich nie bemühte für dich zu sorgen?

Oder Gott, der all dem zugesehen hat?

Nein, das würdest du nicht zulassen.

Du gibst niemandem die Schuld.

Gott sei Dank hast du deine ganze Vergangenheit akzeptiert.

Deshalb existiert ein Lächeln in deiner Gegenwart.

Du bist glücklich!

Viel harte Arbeit und die Gnade Gottes,

machen den Unterschied.

Ich bin froh, dass du das akzeptiert hast, was außerhalb deiner „Einflusssphäre“ liegt,

deinen Hintergrund, deinen dad, deine mum,

Tatsachen, die du nicht ändern kannst.

Und du befasst Dich mit deiner „Einflusssphäre“,

deinem Verhalten, deinen Entscheidungen fürs tägliche Leben,

dessen Königin und Herrin du bist.

Großartig Bettie!

Und Glückwünsche.

Also

„Weine nicht Bettie, weine doch nicht!“

[1] Name geändert.

From Sahaya G. Selvam, Beyond the Ordinary

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